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Ein Körper, zwei Herzen, vier Beine!

Tango - eine Autonomie in der Einheit zugleich eine Kalligraphie des Herzens.
            (Zitat aus dem Buch: Ralf Sartori: „Tango – die einende Kraft des tanzenden Eros“).

Die Verbindung zwischen den Tanzenden basiert auf der Achtung der Achse, der Mitte des Partners und dessen Gleichgewicht. Jeder ist für sein eigenes Gleichgewicht verantwortlich und wird dadurch auch der Verantwortung für das Du gerecht, weil so keine Notwendigkeit besteht, sich am anderen festzuhalten. Mann und Frau sorgen dafür, die eigene Bewegung in einer Weise zu gestalten, daß sie die Bewegungsfreiheit des Gegenübers, bei maximal möglicher Nähe, nicht beeinträchtigen. Zwei selbständige Menschen verbinden sich zu einem Paar, indem beide Ebenen gewahrt bleiben, nämlich die des autonomen Einzelnen sowie jene des Paares, wobei beide Seiten einander bedürfen, anstatt sich, wie im Leben so oft verbreitet, gegenseitig beschädigen. Im Tango findet diese harmonische Synthese idealtypischen Ausdruck.

Die Führung im Tango ist sehr subtil. Die Schritte sind nicht das eigentliche Problem, sondern in ihrem Grundwesen schon dessen Lösung, da der Tanz im wesentlichen von den miteinander verbundenen Oberkörpern, aus dem Dialog der Achsen, seinen Ausgang nimmt. Die Bahnen des Körpers werden durch die Beine und Füße lediglich auf den Boden übertragen. Ähnlich der Kalligraphie, wo die Schreiblinien durch die feste Achse eines stabilen Federhalters in präziser Eleganz zu Papier gebracht werden, lassen sich durch die stabile Achse der Tänzerin die von ihm geführten Oberkörperbewegungen exakt auf ihre Beine übertragen, welche die Bewegung lediglich noch auszuformen brauchen.

Um noch einmal zu dem Beispiel der Kalligraphie zurückzukehren: Mann und Frau sollten ihre Linien so auf den Boden zeichnen, als würde dieser ersatzhalber die Liebkosungen erhalten, die eigentlich für den Partner bestimmt sind. Die Beziehung zum Boden ist im Tango zärtlich. So spricht man in Argentinien von der Art und Weise, wie man in diesem Tanz die Schritte setzt, „es como cariciar la tierra“ (Es ist, wie den Boden zärtlich zu streicheln). Die Füße scheinen im Intervall von Verzögern und Beschleunigen, dicht über den Boden hinweggleitend, diesen zu berühren. Doch läßt sich dabei kein Geräusch vernehmen, da es im Tango kein Schleifen gibt. (…) Aus folgendem Tango Buch von Ralf Sartori: „Tango – die einende Kraft des tanzenden Eros“.

In Argentinien sagt man: „Ein Tangopaar ist ein Körper mit zwei Herzen und vier Beinen.“ Ein anderer Spruch besagt: „Tango sind zwei ernste Gesichter und zwei Hinterteile, die sich amüsieren.“ In diesen Bildern wird die Trennlinie zwischen den lotrecht und ruhig miteinander verbundenen Oberkörpern und den dynamischen Bewegungen der Beine veranschaulicht. So wie in diesem Tanz auf der Empfindungs-Ebene die Bewegung betont aus permanenter Zentrierung und Ruhe kommt, finden wir dieses Prinzip auch in der Technik des Tango verankert. So benötigen wir für Führung und Koordination seiner komplizierten Beinbewegungen das ruhige Medium der stabil vereinten Oberkörper, zwischen denen Senden und Empfangen der differenzierten Führungsimpulse nicht durch unkontrollierte Zufallsbewegungen gestört wird.



Technik Tango