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Tango Argentino - Stilarten



Tango Stil

Von der Tradition zur Moderne ...

Tango de salón (auch "Tango Pista" genannt)
Der Name "tango de salón" leitet sich aus der Tatsache ab, dass er auf der Milonga "im Salon" getanzt wird. Bis vor kurzem wurde in Buenos Aires der „soziale Tango“ fast ausschließlich durch diesen Begriff bezeichnet. Erst seit ca. 2000 kamen andere Stilrichtungen wie „Milonguero“ oder „Villa Urquiza“ dazu, um Unterstile zu definieren. Der Salontango verzichtet weitgehend auf komplizierte Techniken, um das eigene Tanzen angenehm zu machen und um aus Höflichkeit den Tanzfluss der anderen Paare nicht zu stören. Ein eleganter Tangostil entstanden aus dem Einfluss der europäischen Oberschicht um 1918, der sich durch ruhige, gemessene und weich ausgeführte Bewegungen auszeichnet. Er enthält alle grundlegenden Tangoschritte und -figuren plus Ganchos, Sacadas, Giros und Voleos. Die Betonung liegt auf Präzision, Glätte und eleganten Linien, gekennzeichnet durch katzenartige, fliessende und manchmal verhaltene Bewegungen wird er, exakt zu den musikalischen Stimmungen, aufs Parkett gezaubert. Er beinhaltet viele tangotypische Elemente und besticht mit Anmut, Eleganz und Sinnlichkeit. Die enge Umarmung kann sich flexibel öffnen, um Raum für verschiedene Figuren zu schaffen. Häufig wird eine Haltung gelehrt, bei der auf der umarmenden Seite ein enger Kontakt besteht und an der gegenüberliegenden Seite ein gewisser Abstand bleibt (von oben betrachtet sind die Oberkörper so in einer V-förmigen Anordnung). Eine neu aufkommende Variante des Salonstils ist der Villa-Urquiza-Stil, bei dem die Folgenden mehr Freiheit für Verzierungen haben. Der Salontango hat eine lange Entwicklungsgeschichte hinter sich und vereint daher ein sehr vielfältiges Spektrum an Techniken und Elementen, sodass sich ein Großteil der heutigen Tänzer mit diesem Stil identifizieren kann. Man tanzt diesen Stil z. B. zur Musik von Di Sarli.

Estilo Milonguero auch Apilado-Stil
Mit diesem Begriff bezeichneten ursprünglich die Europäer den Tanzstil in sehr enger Umarmung. Früher bezeichnete man ihn auch Tango Petitero nach den kleinen Cafés im Zentrum von Buenos Aires. Er ist gewöhnlich in sehr überfüllten Singleclubs im Zentrum von Buenos Aires zu sehen. Dieser Stil wird in sehr enger Umarmung mit vollem Oberkörperkontakt getanzt, wobei sich die Partner etwas aneinander lehnen (niemals aneinander hängen) und einfache Geh- und Drehschritte ausführen. Dieser Stil erfordert eine eher rhythmisch betonte Musik. Man tanzt diesen Stil z. B. zur Musik von D’Arienzo, Biagi, Rodríguez oder Tanturi. Dieser Tanzstil ist keineswegs auf den gleichnamigen Musikstil des Tangos beschränkt.

Neotango, auch Tango Nuevo
Ab 1980 etwickelte sich der Neotango als weiterer Tanzstil. Bezeichnend ist das bewusste Öffnen der Tanzhaltung. Die im Salontango favorisierte, enge und auf parallelen Verlauf ausgerichtete Oberkörperhaltung wird hier durch das Spielen mit dem Abstand und durch Wegdrehen verändert. Dadurch werden auch Positionen neben- oder hintereinander möglich. Außerdem werden Elemente aus dem Bühnentango sowie anderen Tänzen adaptiert, so dass sie im Gesellschaftstanz tanzbar sind. Charakteristisch sind u. a. Elemente, die mit der Aufgabe der Achse eines bzw. beider Tanzpartner spielen (Colgadas, Volcadas). Varianten des Tango Nuevos sind "Tango Liquido" und "Tango Organico". Man tanzt diesen Stil z. B. zur Musik von Gotan Project und Otros Aires.

Der Tango Líquido
Ist ein recht junger Stil, in dem die recht enge Haltung des Salontangos und die offenere des Tango Nuevo fließend („líquido“, also flüssig) ineinander übergehen, um sowohl die Nähe des Tango Salon als auch die Dynamik des „Neuen Tango“ tanzen zu können. Er eignet sich für die Tangomusikstile, in denen Techniken des Tango Nuevo angebracht erscheinen und die Tänzer außer den dramatischen Bewegungen des Tango Nuevo auch die Nähe des anderen spüren wollen; z. B. zu dramatischer Musik wie von Pugliese. Von diesem praktisch nicht zu unterscheiden ist der Organic Tango.

Organic Tango
Die Vertreter des Organic Tango erkennen nur das als geeignet an, was aus dem Zentrum des Körpers kommend geführt bzw. gefolgt werden kann. Damit befindet man sich im Übergangsfeld zwischen einem eigenen Stil und einer Lehrmeinung; ein Indiz dafür ist, dass man die Prinzipien des organischen Tangos verlustfrei auf die vorher genannten Stile anwenden kann (aber nicht muss). Der organische Tango kann zu allen Tangomusikstilen getanzt werden.

Tango Orillero
Der wilde, explosive Tanzstil aus den ärmlichen Vororten (orillas) von Buenos Aires und Montevideo, bei dem der Mann viele schnelle, synkopierte Schritte und sogar Sprünge ausführt. Er wurde von Männern eingeführt, die ein neues Selbstbewusstsein zur Schau trugen und stellt den Übergang von der gebückten, mit tiefem Pliée getanzten Form zur aufrechten, geraden Haltung dar, die letztlich zum Tango de Salón führte. Er ist eng verwandt mit dem Milonguerostil und ein direkter Abkömmling des Canyengue. Man tanzt diesen Stil z. B. zur Musik von D’Arienzo.

Tango Canyengue
Canyengue, ein sehr alter Tangostil aus der Zeit zwischen der Jahrhundertwende und dem Beginn der 1940er Jahre. Der Musik dieser Ära war ein schnelles 2/4-Metrum eigen, sodass der Tanz eher rhythmisch betont war, ähnlich der modernen Milonga. Charakteristisch sind eine besonders enge Umarmung mit starkem Kontakt im Becken sowie einige einzigartige Haltungs- und Fußarbeitelemente; so werden z. B. heftige Bewegungen der Arme und Schultern verwendet. Im Canyengue tanzen Mann und Frau mit gebeugten Knien, in einer engen Tanzhaltung, aneinander angelehnt und in der Regel mit dem Gesicht eng beieinander, Wange an Wange. Die Folgende umarmt den Führenden um den Nacken. Man kann diesen Stil besonders auf die Tangos der frühesten Ära (z. B. auf Musik von Firpo) tanzen, häufig auch auf Candombes.

Tango tradicional
Der meist pure und frühe Stil, ein Tango, der in der Hauptsache rhythmisch gegangen wird, nicht zum compás, also Taktschlag, sondern rhythmisch.

Tango con corte y quebrada
Ein in der Tangogeschichte sehr früher Stil, der über den traditionellen Tango hinaus cortes (Schnitte) y quebradas (gebeugte Posen) und kleine Sentadas (Sitzfiguren) einbaut. Die damaligen Quebradas wurden später stilisiert und werden heute allgemein als Pose bezeichnet.

Tango de fantasía
Bezieht sich nicht nur auf die Tanzrichtung, sondern auch auf Musik und Kleidung. Dieser Begriff entstand bereits in den 40er Jahren im Wunsch, alles dem traditionellen Tango Abweichende begrifflich fassen zu können. Im Tanz fügte das Paar dem traditionellen Tango kleine Spielereien wie Sentadas, Sprünge und schnelle Beinbewegungen zu. In der Kleidung wird der am Revers weiß eingefasste Anzug als traje de fantasía benannt. In der Musik fällt Osmar Héctor Maderna mit seinen modernen und vom Tango abweichenden Soli in die Rubrik Tango de Fantasía.

Tango acrobático
Hier wird ein akrobatischer Tanz zu Tangomusik aufgeführt, eine Tanzform mit starken Einflüssen, die über Ballett hinausgehen, wie Modern Dance, Gymnastik, Eistanz, Jazz, Zirkus, Akrobatik und Kontaktimprovisation mit Hebungen und akrobatischen Effektfiguren. Erstmals wurde diese Tanzform 1990 bewusst als Konzept geschaffen von Eduardo Arquimbau, der für das Tanzpaar Sandor und Miriam in der Show „Forever Tango“ eine neue Nummer konzipierte. Sandor kam aus einer Zirkusfamilie und beherrschte akrobatische Zirkusnummern. Dies nutzte Eduardo Arquimbau für die hier entstandene Nummer. Das damals getanzte Stück heißt Tus ojos del cielo. Diese Tanzform wurde später von fast allen jungen Paaren kopiert.

Bühnentango und Showtango
Während der Militärjunta (1955 bis 1983) verschwanden die Tanzsäle (Milongas). Das Fehlen des öffentlichen Tangotanzens, ermöglichte es dem Tango in den 1980er Jahren die Bühne zu betreten. Die Wiederbelebung des Tangotanzes geschah über die Bühne. Beim Bühnentnago handelt es sich um einen Tango, der sich den Bühnenbegebenheiten anpasst, wie choreographischen Grundbewegungen (z. B. Diagonalen), Lichtdesign, Bühnenmaßen, Publikumsrichtung, Mise en scene, Dramaturgie, etc. Er ist eine dem Theater angepasste Form, was aber keinesfalls bedeutet, dass er akrobatische, zirzensische oder sonstige dem Tango fremde Elemente beinhaltet. Jeder Tangostil kann auf der Bühne aufgeführt werden und muss sich technisch den Bühnenbedingungen anpassen. Genaugenommen soll jeder Tango, also auch der Bühnentango, vom Mann geführt und improvisiert werden. Obwohl eine Choreographie ganz oder teilweise vorliegt, sollte der Mann immer seine Rolle als Führender erfüllen und diese Choreographie in jedem Moment in Bewegung, Raum und Musik führen, insofern es sich um Tango handelt. Idealerweise schöpft der Bühnentango aus den ihm eigenen Elementen (Caminadas, Paso Basico, Ochos, Giros, Contragiros, Voleos, Llevadas de Pie, Sacadas, Cortes, Quebradas, Cruze, Ganchos - in all seinen Kombinationen).





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